im Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften e.V.
18.12.2021
Zwei Geschichten zum Nachdenken. Diözesanpräses Martin Göke zur Einstimmung und Besinnung auf die Weihnachtsfeiertage
An diesem Morgen war Konrad, der Schuster, schon sehr früh aufgestanden, hatte seine Werkstatt aufgeräumt, den Ofen angezündet und den Tisch gedeckt. Heute wollte er nicht arbeiten. Heute erwartete er einen Gast. Den höchsten Gast, den ihr euch nur denken konnt. Er erwartete Gott selber. Denn in der vorigen Nacht hatte Gott ihn im Traum wissen lassen: Morgen werde ich zu dir zu Gast kommen.
Nun saß Konrad also in der warmen Stube am Tisch und wartete. Und sein Herz war voller Freude. Da hörte er draußen Schritte, und schon klopfte es an der Tur. „Da ist er", dachte Konrad, sprang auf und riß dieTür auf.
Aber es war nur der Briefträger. Der von der Kälte ganz rot und blau gefrorene Finger hatte und sehnsüchtig nach dem heißen Tee auf dem Ofen schielte. Konrad ließ ihn herein, bewirtete ihn mit einer Tasse Tee und ließ ihn sich aufwärmen. „Danke“ sagte der Briefträger, „das hat gutgetan.“ Und er stapfte wieder in die Kälte hinaus.
Sobald er das Haus verlassen hatte, räumte Konrad schnell die Tassen ab und stellte saubere auf den Tisch. Dann setzte er sich ans Fenster, um seinem Gast entgegenzusehen Er würde sicher bald kommen.
Es wurde Mittag, aber von
Gott war nichts zu sehen.
Plötzlich erblickte er einen kleinen Jungen, und als er genauer hinsah bemerkte er, daß dem Kleinen die Tränen über die Wangen liefen. Konrad rief ihn zu sich und erfuhr daß er seine Mutter im Gedränge der Stadt verloren hatte und nun nicht mehr nach Hause finden konnte. Konrad legte einen Zettel auf den Tisch, auf den er schrieb: „Bitte, warte auf mich. Ich bin gleich zurück!“ Er ließ seine Tür unverschlossen, nahm den Jungen an der Hand und brachte ihn nach Hause.
Aber der Weg war weiter gewesen, als er gedacht hatte, und so kam er erst heim, als es schon dunkelte. Er erschrak fast, als er sah, dass emand in seinem Zimmer am Fenster stand. Aber dann tat sein Herz einen Sprung vor Freude. Nun war Gott doch zu ihm gekommen.
lm nächsten Augenblick erkannte er die Frau, die oben bei ihm im gleichen Haus wohnte. Sie sah müde und traurig aus. Und er erfuhr, dass sie drei Nächte lang nicht mehr geschlafen hatte, weil ihr kleiner Sohn Petja so krank war, dass sie sich keinen Rat mehr wußte. Er lag so still da, und das Fieber stieg, und er erkannte die Mutter nicht mehr. Die Frau tat Konrad leid. Sie war ganz allein mit dem Jungen, seit ihr Mann verunglückt war. Und so ging er mit. Gemeinsam wickelten sie Petja in feuchte Tücher. Konrad saß am Bett des kranken Kindes, Während die Frau ein wenig ruhte.
Als er endlich wieder in seine Stube zurückkehrte, war es weit nach Mitternacht. Müde und über alle Maßen enttäuscht legte sich Konrad schlafen. Der Tag war vorüber. Gott war nicht gekommen.
Plötzlich hörte er eine Stimme Es war Gottes Stimme. „Danke“ sagte die Stimme, „danke, dass ich mich bei dir aufwärmen durfte – danke, dass du mir den Weg nach Hause zeigtest - danke, für deinen Trost und deine Hilfe - ich danke dir, Konrad, dass ich heute dein Gast sein durfte.“
Es wart an einem Tage kurz vor Weihnachten. Ich machte einen Rundgang durch das Altenheim. Zu dem Zimmer eines -alten- Herrn, der allein für sich wohnte, war vor einer Viertelstunde noch die Paketpost heraufgekommen.
Darum wunderte ich mich nicht, daß auf mein Klopfen zunächst keine Antwort kam. „Aha, das Weihnachtspaket!“ dachte ich. Tatsächlich, als es endlich hieß: „Herein!“, stand der alte Herr vor dem Tisch und stocherte in dem eben geöffneten Paket. Man sah auf den ersten Blick, daß es ein reiches Paket war. Später hörte ich, daß die Absenderin, die Tochter des alten Herrn, eine reiche Geschäftsfrau war.
Damals litten alle Leute Not und Mangel. Es war die Hungerzeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Doch in diesem Paket sah man Zigarren, Tabak, Cognac, Rotwein, gefütterte Schuhe, warme Sachen - alles, was man sich nur ersehnen konnte.
Der alte Herr aber machte zu all dem nur ein mürrisches Gesicht. Kein Fünkchen Freude war zu sehen. „Aber Herr Maier“, sagte ich ietzt, „wie kann man vor solch einem Weihnachtspaket solch ein trauriges Gesicht machen? Da ist doch alles Gute drin!“
Da sah mich der alte Herr an
und sagte; „Da ist keine Liebe drin!“
Dann begann er von der reichen Tochter zu erzählen. Sie hatte das Paket von den Angestellten packen lassen. Sie hatte eine billige, vorgedruckte Weihnachtskarte geholt und darunter geschrieben: „Deine Tochter Luise und Schwiegersohn“. Sonst nichts, kein persönlicher Weihnachtswunsch, kein Besuch, keine Einladung: „Feiere das Fest mit uns!”
Die bestens ausgesuchten Geschenke waren Stück für Stück noch mit den Preisschildchen versehen, damit der alte Vater merken sollte, was man für ihn ausgegeben hatte. Er hatte recht; „Es ist keine Liebe darinl“
Die schönsten und reichsten Geschenke sind nichts wert und können keine Freude machen, wenn keine Liebe darin ist.
Ich wünsche Euch allen die Vorfreude auf das Weihnachtsfest und noch einige besinnliche Tage
Euer Diözesanpräses Martin Göke