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Beginn der "Österlichen Bußzeit"

04.03.2022

Beginn der "Österlichen Bußzeit"

Diözesanpräses Martin Göke: Einmal über das Leben nachdenken


Liebe Schützenschwestern und Schützenbrüder,

wir stehen am Beginn der „österlichen Bußzeit“. Als Christen bereiten wir uns auf Ostern vor. Wenn uns auch der Ukraine-Krieg zur Zeit Angst macht, so möchte ich euch doch bitten, einmal über das Leben nachzudenken.

- Woran orientiere ich mein Leben? -


Liebe Schützenschwestern und Schützenbrüder

„Woran orientiere ich mein Leben?“ Gibt es doch viele miteinander konkurrierende Orientierungen und Wertvorstellungen, wie man heute leben kann. Und alle Lebensmodelle versprechen Glück, Heil, Lebenserfüllung. Und alle sind auch in unserer Gesellschaft mehr oder weniger möglich, erlaubt und anerkannt.

Da gibt es verschiedene Sekten, Jugendreligionen, Islam oder andere Weltreligionen wie Hinduismus oder Buddhismus. Und da gibt es unsere christliche Lebensauffassung.

Das alles ist ein Angebot an unsere Freiheit, eine Herausforderung an unsere verantwortliche Entscheidung, aber auch ein Grund für Ratlosigkeit, Unsicherheit und Verwirrung. Es ist aber auch ein Grund, über unsere christliche Lebensauffassung nachzudenken.

Menschen suchen nach Lebensorientierung und es kommt vor, dass sie sich einem Trend anpassen, der gerade modern ist, oder sie haben in der eigenen Religion schlechte Erfahrungen gemacht und suchen etwas anderes. Hier muss ich die Frage sofort stellen: Wenn ich schlechte Erfahrungen gemacht habe, habe ich auch versucht, darüber nachzudenken oder sehr schnell Schlussfolgerungen gezogen und mich abgewandt?

Der Mensch sollte immer auch in die Tiefe gehen, über den Sinn des Lebens nachdenken und er muss bereit sein, Verantwortung zu übernehmen, Verantwortung für eine Welt, die er mitgestalten kann.

Viele Menschen sind in einer „Haben-Wollen“ Mentalität oder in einer Spaß-Gesellschaft groß geworden. Für sie zählen Werte, wie Leistung, Konsum, Spaß haben, Geld, Besitz. Sie werden dazu verführt, ihren Selbstwert allein von diesen sogenannten Werten abzuleiten.

Werte wie Gespräch, Güte, Toleranz, Versöhnung, Verstehen, Verständigung oder Verantwortung sind in den Hintergrund getreten, sie bestimmen das Klima unserer Gesellschaft nicht mehr.

In Beziehung sein mit den Dingen und mit der Schöpfung nimmt immer mehr ab. Dadurch wird natürlich Einzelnen und auch Gruppen das Bemühen um die Verwirklichung solcher Werte wie Gespräch, Toleranz oder Verantwortung erschwert. Viele Eltern haben auch keine Zeit mehr, sich intensiv um die Kinder zu kümmern:

So konnte Udo Lindenberg auch singen: „Sie wollte Liebe und bekam mehr Taschengeld, sie wollte Wärme und die Eltern drehten die Heizung auf, sie wollte reden und bekam ein Videospiel.“ Ein klagendes und auch ein anklagendes Lied.

Vor allem eine Mahnung, dass wir uns immer wieder mit Lebensorientierung beschäftigen. Was gibt dem Leben Sinn, warum lohnt es sich zu leben?

Wir alle brauchen eine Deutung unserer Lebensziele, wir brauchen eine Lebensorientierung. Wie sollten wir sonst die Fragen beantworten, die sich uns im Laufe des Lebens stellen.

Wer seinem Leben als Ganzem aus seiner Religion, wir Christen aus dem uns von Christus ermöglichten Glauben an einen Schöpfer und lebenden Vater, einen Sinn geben kann, und wer in dieser seiner Welt sein Leben auch sinnvoll führen kann, der lebt ein geglücktes Leben.

Sich Orientieren heißt: Versuchen, sich in einer Welt zurechtzufinden, die nicht immer von christlichen Werten geprägt ist.

Wir halten nach Zielen, Markierungen und Zeichen Ausschau, die uns helfen und zugleich Hinweise liefern, ob wir noch auf dem richtigen Weg sind.

Wo finden wir nun Quellen der Orientierung?

Das Gespräch ist zum Beispiel eine Quelle der Orientierung!

Manchmal schlägt man sich mit einem Problem herum, denkt tagelang darüber nach und kommt zu keiner Lösung. Dann kommt man darüber ins Gespräch mit einem Menschen, und auf einmal sind die vorher verworrenen Gedanken klar und scharf. Echte Gespräche können bei der Lebensorientierung helfen. Orientierung geschieht also im Miteinander – ich orientiere mich an anderen, andere orientieren sich an mich. Aber dazu brauche ich einen festen Lebensgrund.

Da ist das Gebet ganz wichtig!

Für viele ist heute das Gebet eine vergessene und veraltete Quelle.

Doch kein Mensch kann auf Dauer gegen seinen eigenen Existenzgrund leben. Wem Gott als Geheimnis abhanden gekommen ist, der bleibt an der Oberfläche. Er sucht sich Götzen: Geld, Konsum, Sex, Drogen, Geltung, Idole. Bleibt der Mensch aber nur bei diesen Göttern stecken, dann gehen ihm wichtige menschliche Werte verloren. Werte, die im beten sehr gut zum Ausdruck kommen und die man übertragen kann auf das ganze menschliche Leben. Im Beten soll sich ja der ganze Mensch einbringen:

Beten ist z. Bsp. warten, offen sein, ansprechbar sein.

Werte, die in unserer leistungsorientierten Welt kaum noch einen Stellenwert haben. Wer kann heute noch warten, wer hat noch Geduld. Eltern müssen warten können, müssen offen sein für ihre Kinder, ansprechbar sein.

Wer kann heute noch ein echtes Gespräch führen, zuhören, sich in die Lage des anderen hineinversetzen. Nur wenn man noch wirklich zuhören kann, kann man auch ein echtes Gespräch führen. Solange man jedoch auf feste Standpunkte beharrt, kann es nicht klappen.

Beten ist ja mit Gott sprechen, offen sein auch für Unvorhergesehenes.

Beten heißt, arm sein vor Gott, Zeit für ihn verlieren. Wie kann ich nur Zeit verlieren? Zeit ist doch Geld! Die Frage lautet heute: Was bringt mir das? Was kommt für mich dabei heraus? Dadurch, dass ich keine Zeit mehr habe, entsteht Stress und Hast. Ich muss jedoch auch ruhig werden können, nach Innen hören und schauen. Gerade in hektischen Zeiten, solle ich mir auch Ruhe gönnen, abschalten, wieder auftanken, Luft holen. Dann kann ich Vieles besser und mehr erreichen.

Beten heißt auch, sich dem Geheimnis Gottes öffnen, sich diesem aussetzen, sich schutzlos einlassen, glauben können – gegen die heutige Herrschaft des Wissens und des Machens, gegen Berechnen und Aufrechnen.

Sich einlassen können auf den Mitmenschen, versuchen zu verstehen, ist wichtig für den Umgang.

Beten ist Hoffen und Vertrauen.

Wem kann ich heute noch vertrauen, wem kann ich etwas anvertrauen. Wie oft werde ich enttäuscht in meinem Vertrauen. Aber ich brauche Menschen, die mir vertrauen und denen ich vertrauen kann. Ohne Vertrauen ist Zusammenleben nicht möglich. Warum ist es oft so schwer? Weil eben das Vertrauen fehlt, weil Misstrauen herrscht. Wenn man vertraut, liefert man sich schutzlos aus, gebe ich ein Stück meines „Ichs“ preis. Doch wer will das?

Beten heißt Danken können: Danke, dass ich da bin, Danke, dass ich meine Existenz einem anderen verdanke. Nicht alles als selbstverständlich nehmen. Es gibt so viele gründe Dank zu sagen: Dank für die Gesundheit, für die Kinder, für den Ehepartner u.s.w. Doch „Danke“ sagen fällt heute vielen schwer – warum? Wer dankt, gesteht damit ein, dass er abhängig ist, dass er nicht alles selbst kann und wer möchte dies schon eingestehen?

Beten heißt auch, sich für schuldig halten.

Doch das kann nicht sein, ich und schuldig? Schuld sind doch immer die anderen, ich doch nicht! Aber ich werde nun mal schuldig und dann muss ich auch bereit sein, um Entschuldigung zu bitten. Doch bitten auch das ist schwer. Doch nur, wer dies wirklich kann, wer sagen kann, es tut mir leid, der kann auch wirklich danken, denn er weiß, er kann nicht alles aus sich selbst heraus.

Beten heißt: klagen und trauern können, zweifeln und hadern dürfen. Und beten heißt: jubeln und sich freuen können, ja beten bedeutet, das man seine Gefühle mit einbringt.

Beten bedeutet also ganz Mensch sein zu dürfen.

Wir haben, liebe Schützenschwestern und Schützenbrüder, gespürt, dass beten unheimlich wichtig ist für das menschliche Leben, für das Gelingen menschlichen Lebens. Wenn ich nicht beten kann, gehen mir wichtige menschliche Werte verloren.

Im Beten bringe ich mein ganzes menschliches Leben vor Gott und weiß mich von ihm gehalten, geliebt und angenommen. So kann ich ihm vertrauen und aus diesem Vertrauen kann ich mein Leben gestalten. Ich weiß mich gehalten, auch wenn Menschen mich ablehnen. Ich kann mit meinem Leben fertig werden.

Beten heißt auch, dass wir alles, was uns belastet vor Gott bringen können. Gerade jetzt, wo Krieg ist in der Ukraine, ist beten wichtig. Wir müssen helfen und manchmal können wir nur noch beten.

Die wichtigste Orientierung für uns als Christen ist und bleibt Jesus Christus. Er, der gesagt hat: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“. Diesen Jesus muss ich immer besser kennen lernen, sein Leben als Maßstab für mein Leben nehmen. Er zeigt uns, dass er aus der Kraft des Gebetes gelebt hat, aus dem Vertrauen zu seinem Vater. So konnte er sich den Menschen zuwenden, weil er sich gehalten wusste.

Wenn wir jedoch nur den menschlichen Jesus sehen, seine Zuwendung zu den Menschen, den Befreier aus falschen Zwängen, den Ermutiger und Förderer der Menschenwürde, dann wäre dies schon unheimlich wichtig, aber wir würden nur den einen Aspekt sehen.

Jesus wollte nicht nur mehr Menschlichkeit, sondern er wollte vor allem Gott und sein zukünftig-vollendetes Reich verkünden, das mit ihm schon angebrochen ist. Wenn wir nun das verwirklichen, was Jesus uns gezeigt, gesagt und vorgelebt hat, dann leuchtet Gottes Herrschaft auf, dann bauen wir mit am Reich Gottes. Der holländische Theologe Schillebeecks charakterisiert ein solches Leben so:

„Der Mensch muss verfügbar sein, offen sein, sich selbst verlieren an die anderen – jeder in seiner Situation – und zugunsten des glücklichen, guten und wahren Menschseins arbeiten.

In einem solchen Tun, ist die reale Möglichkeit einer sehr persönlichen Begegnung mit Gott gegeben, der dann als Quelle von Glück, Heil und Freude erfahren wird.

Darin erweist sich dann, dass ich wichtig bin, für Gott und für die Mitmenschen, auch über den Tod hinaus.

Nur wenn ich mein Leben aus dem Glauben orientiere, wenn ich mein Leben einsetze, so wie Jesus, kann ich sagen: ich lebe ein geglücktes Leben, ein wertvolles Leben.

Liebe Schützenschwestern und Schützenbrüder, ich wünsche euch eine besinnliche Fastenzeit. Nehmt euch zwischendurch mal Zeit, über euer Leben nachzudenken.

Eine gute Vorbereitungszeit wünscht Euch Martin Göke, Diözesanpräses Paderborn

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Wolfgang Troja
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